Jülich

Im Jahr 1794 war die Festungsstadt Jülich von französischen Truppen eingenommen worden. In der Folge blieb sie bis zum Sturz Napoleons Teil Frankreichs.

Nach der preußischen Inbesitznahme 1815 war Jülich Kreisstadt im 1816 eingerichteten Regierungsbezirk Aachen. Die das Stadtbild über Jahrhunderte bestimmende Festung wurde 1860 geschleift, zu welchem Anlass Prinzregent Wilhelm – der spätere Kaiser Wilhelm I. – die Stadt persönlich besuchte. Im Renaissance-Schloss der Zitadelle hielt anschließend neben der Garnison zeitweilig eine Unteroffizierschule Einzug.

Durch die Umlegung der Postlinie Köln-Aachen, die ehemals in Jülich Station machte, über Düren und Eschweiler 1835 nahm der Fernverkehr durch Jülich erheblich ab; die bald darauf angelegte Eisenbahn wählte die gleiche Route. Die Anbindung an den Schienenverkehr erfolgte trotz Denkschriften der Stadtverwaltungen erst mehr als dreißig Jahre später. Für die industrielle Entwicklung des Stadtgebietes war dies von Nachteil, obgleich sich nach der Schleifung der Festung einige Fabriken am Stadtrand ansiedelten. Eine der ersten war die Zuckerfabrik. Mehrmals jährlich fanden Märkte statt, deren Einzugsgebiet sich zunächst über ganz Preußen erstreckte, gegen Ende des Jahrhunderts allerdings nur noch die Rheinlande umfasste.

Hungerkrisen in der ersten Hälfte des Jahrhunderts erschwerten die wirtschaftliche Lage in ganz Westeuropa. Die „Jülicher Kornkammer“ konnte gewöhnlich die umliegenden Bezirke mit Getreideüberschüssen versorgen, litt jedoch gerade in den Hungerjahren 1816-1819 und 1845-1847 selbst stark unter den Folgen der aufgrund von Witterung, Krankheits- und Mäusebefall missratenen Ernten. Die Not der Bevölkerung spiegelte sich im Engagement wohltätiger Organisationen wider.

Die Mehrzahl der Einwohner Jülichs war katholisch. In den Kommunal- und Landtagswahlen standen die Chancen für protestantische Kandidaten entsprechend schlecht. Auch vor dem Hintergrund der Nahrungskrisen wurde die Revolution von 1848/1849 in Jülich begeistert aufgenommen. Die Feierlichkeiten zur Einweihung der schwarzrotgoldenen Fahne am 22. März 1848 leitete Bürgermeister Jakob Jüssen, der jedoch schon im September 1848 in die USA auswanderte. Zuvor veranlasste er die Einrichtung der Jülicher Bürgergarde und der Feuerwehr. Zu dieser Zeit tat sich auch ein Jülicher Abgeordneter in der preußischen Nationalversammlung in Berlin hervor. Der als Religionslehrer angestellte Kaplan Karl Philipp von Berg (1815-1866) stieg mit Eifer und Redegewandtheit zu einem prominenten Sprecher der demokratischen Fraktion auf. 1852 kam es im Kreis zur Gründung eines der frühesten katholischen Arbeitervereine. Der „Kulturkampf“ rief noch gesteigerte Aktivität auf Seiten der katholischen Organisationen hervor. Zwar bildete sich im Laufe des Jahrhunderts ein starkes bürgerliches Vereinswesen heraus, es kamen jedoch wenig dauerhafte politische Vereinigungen zustande.

Um das Jahr 1830 entstanden die erste Jülicher Leihbücherei, Druckerei und Zeitung. Die Stadt brachte im 19. Jahrhundert einige überregional wirksame Persönlichkeiten hervor, so den Landschaftsmaler Johann Wilhelm Schirmer (1807-1863).