Projektbeschreibung
2015 jährt sich zum 200. Mal die Inbesitznahme des Rheinlands durch Preußen. Ein gemeinsames Ausstellungs- und Forschungsprojekt des Jülicher Geschichtsvereins 1923 e.V. und des Opladener Geschichtsvereins von 1979 e. V. Leverkusen möchte das „preußische Jahrhundert“ zwischen 1815 und 1914 genauer unter die Lupe nehmen. Im Vordergrund stehen Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der Entwicklung der beiden Orte, die eine jahrhundertelange Geschichte innerhalb des Territoriums Jülich-Berg verbindet.
Während Jülich bereits 1794 an das revolutionäre Frankreich fiel und Verwaltung und Gesellschaft schrittweise „modernisiert“ wurden, blieb Opladen im Herzogtum Berg im ancién regime verhaftet. Mit der Gründung des Großherzogtums Berg unter napoleonischer Protektion hielt 1805 auch hier das französische Verwaltungssystem Einzug.
Nach dem Sturz Napoleons sprach der Wiener Kongress 1815 die Gebiete auf beiden Seiten des Rheins von Koblenz bis Emmerich dem preußischen König Friedrich Wilhelm III. zu – somit standen Jülich und Opladen wieder unter gemeinsamer Herrschaft.
Die Integration der neuen Provinzen gestaltete sich für Preußen wie Rheinländer gleichermaßen schwierig, vor allem in administrativer Hinsicht. An den Beispielen der Städte Jülich und Opladen soll dieser Prozess auf lokaler Ebene, jedoch letztlich repräsentativ für das gesamte Rheinland, herausgearbeitet werden. Ein weiterer Fokus liegt auf der wirtscha? lichen und technischen Entwicklung vor dem Hintergrund regionaler Besonderheiten, unterschiedlicher sozialer und kultureller Voraussetzungen und Entwicklungen.
Das Projekt steht unter der Schirmherrschaft von Regierungspräsidentin Gisela Walsken.
Themenbereiche
Das Projekt verfolgt vier parallele, teilweise sich verschränkende Ansätze, deren Ziel ein Höchstmaß an Anschaulichkeit ist:
1. In chronologischer Betrachtung sollen Ereignisse der überregionalen Geschichte in ihrer Wirkung auf den Ebenen Rheinland – Jülich/Opladen reflektiert werden.
2. Als Leitfäden dienen folgende thematische Schwerpunkte im Vergleich der beiden Städte: Herrschafts- und Verwaltungsstrukturen der preußischen Zeit sollen u. a. im Hinblick auf (Stadt-)Recht, Militär und Personal untersucht werden. Anhand von Karten und Statistiken lässt sich die Stadt- und Bevölkerungsentwicklung nachvollziehen. Einen weiteren zentralen Untersuchungsbereich bietet die Wirtschaft, wobei der Prozess der Industrialisierung, die Entwicklung der Landwirtschaft und die Einführung neuer Energiequellen und Verkehrsmittel von besonderem Interesse sind. Schließlich geben Quellen zu Schul-, Gesundheits- und Kunstwesen Aufschluss über kulturelle und soziale Aspekte des Lebens im Rheinland des 19. Jahrhunderts.
3. Darauf fußend werden einzelne mentalitätsgeschichtliche Phänomene in Form von Längsschnitten herausgearbeitet, so etwa Migration, „Modernisierung“, Militarisierung und konfessionelle Konflikte.
4. In einem biographischen Ansatz werden ausgewählte Jülicher und Leverkusener Persönlichkeiten vorgestellt werden, deren Lebensläufe beispielhaft die Entwicklungen des preußischen Jahrhunderts im Rheinland widerspiegeln.
Die Ausstellung wird vom 02./03. Juli bis 18. Dezember 2016 zeitgleich in Jülich und in Leverkusen gezeigt. Dabei bleibt an beiden Standorten das Grundkonzept gleich. Die Ausstellungen werden sich jedoch auf der Objektebene deutlich voneinander unterscheiden. Die Ergebnisse des Projektes werden in einer wissenschaftlichen Publikation dokumentiert.